Um die Rüstungsproduktion auszuweiten, kooperierten das Rüstungsministerium und die Industrie mit der SS. Europaweit entstanden so etwa 1000 KZ-Außenlager in der Nähe von Produktionsstätten, Baustellen und privaten Betrieben.
Seit 1942 wurden weibliche und männliche Häftlinge zunehmend in Außenkommandos und Außenlagern zur Zwangsarbeit, speziell in der Kriegsmittelproduktion, gezwungen. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden so über das Deutsche Reich verteilt 45 Außenlager, davon 31 für weibliche und neun für männliche Häftlinge, welche dem KZ Ravensbrück unterstellt waren. In den 45 Außenlager blieben die Häftlinge dauerhaft, während sie in die 12 Außenkommandos nur für die Arbeitszeit gebracht wurden und den Rest der Zeit im Stammlager Ravensbrück verbrachten. Unter anderem gab es Außenlager in Eberswalde, Genthin, Karlshagen, Magdeburg, Neubrandenburg, Neustadt-Glewe, Rostock-Schwarzenpfost, Uckermark, Velten und Zwodau. Auch das SS-Lazarett Hohenlychen unterstand dem KZ Ravensbrück.
In den Außenkommandos wurden häufig Betriebsangehörige als Aufseher angeworben und SS Wachmänner/Aufseherinnen eingesetzt. Zudem wurden seit 1942 Häftlinge als Ersatz für Betriebsangehörige eingesetzt, welche zur Front einberufen worden waren. Die Siemens Fertigungsstelle in Ravensbrück wurde dabei zum Modell für den Einsatz von Häftlingen in der Kriegsindustrie.
Am 1. September 1944 wurden 19 Ravensbrücker den Verwaltungen der KZ’s Buchenwald, Flossenbürg, Dachau, Mauthausen, Neuengamme und Sachsenhausen unterstellt. Insgesamt leisteten 54.000 Frauen und 17.000 Männer aus Ravensbrück in zahlreichen Außenlagern Zwangsarbeit für Wirtschaft, Wehrmacht, Staat und SS.
Die Außenlager Neustand-Glewe und Neubrandenburg waren die beiden größten Außenlager des KZ Ravensbrück.
Neustadt Glewe
Von September 1944 bis Mai 1945 war es das zweitgrößte Außenlager des KZ Ravensbrück. In abgezäunten Mannschaftsbaracken eines Militärflugplatzes waren zunächst 300 weibliche Häftlinge untergebracht. Mitte Februar 1945 waren es 4.000-5.000 Frauen, die in der Flugzeugproduktion der „Norddeutschen Dornier-Werke GmbH“ eingesetzt worden waren. In 12-Stunden Schichten fertigten und reparierten sie Tragflächen für Flugzeuge und montierten Flugzeugmotoren sowie Fahrgestelle; außerdem wurden sie für Schacht- und Erdarbeiten eingesetzt. Als die Produktion im Frühjahr 1945 aufgrund von Materialmangel stoppte, mussten einige Frauen auf den Feldern in der Umgebung weiterarbeiten. Das Lager diente ab Februar 1945 als Auffanglager für zumeist jüdische Häftlinge aus dem aufgelösten KZ Auschwitz. Am 2. Mai verließ die SS das Lager und am gleichen Nachmittag wurde das Lager durch die Rote Armee befreit. Von den 300 Frauen, welche im Revier zurückblieben, starben 133 nach ihrer Befreiung.
Neubrandenburg
Von Herbst 1942 bis April 1945 mussten etwa 10.000 weibliche Häftlinge, ab Dezember 1944 auch etwa 600 männliche Häftlinge für die „Mechanischen Werkstätten Neubrandenburg GmbH“ Flugzeugteile und Zubehör für die Fernflugbombe V1 herstellen. In Neubrandenburg entstand das größte Außenlager des KZ Ravensbrück mit zwei Standorten. Im Lager in der Ihlenfelder Straße waren 15 Baracken mit bis zu 7.000 Frauen, das Lager „Waldbau“ war mit bis zu 3.000 Häftlingen belegt. Es bestand aus elf unterirdischen Produktionsstätten, zehn oberirdischen Bauten und fünf zum Teil in die Erde eingebrachten Baracken. Am 27. April 1945 trieb die SS die Häftlinge auf einen Todesmarsch, die Überlebenden wurden am 3.Mai 1945 von sowjetischen Truppen befreit.