Sollerfüllungen

„Da ich in meiner Arbeit besonders schnell geworden bin, mache ich, sobald das Soll erfüllt ist, was mir gefällt: Ich schreibe und zeichne, lerne Gedichte auswendig, schlängle mich zwischen den Maschinen durch und gehe Mara besuchen, die hinten in der Baracke arbeitet, am Tri. Mara hat, ich weiß nicht wie, eine Taschenbuchausgabe der Göttlichen Komödie gerettet und leiht sie mir manchmal aus. Es tut gut, auf Italienisch zu lesen.“

– Lidia Beccia Rolfi, * 1925, Italienerin; Siemens: Oktober 1944 – April 1945, Halle 8

„Man hatte ein bestimmtes Soll. Wer die Norm nicht schaffte, wurde bestraft. Es gab auch Prämien, aber wir nahmen sie nicht an.“

– Barbara Zajączkowska-Rubinstein, * 1926, Polin; Arbeitsbeginn bei Siemens unbekannt, Halle unbekannt

„Ich kann mich dazu noch daran erinnern, dass es im Anfang einen Streit gegeben hat, ob wir, die Bürohäftlingen, die Prämien sollten entgegennehmen oder nicht. Wir brauchten dafür zwar keine extra Leistung zu liefern wie die Maschinenarbeiterinnen, bekamen sozusagen die Prämien umsonst, es ekelte uns aber an, die Dinger zu nehmen.“

– Noen Beuzemaker, * unbekannt, Niederländerin; Siemens: ab Oktober 1942, Halle 2

„Wir stellten Manometer und Voltmeter her, machten die Justierung, d.h. trugen die Arbeiten der ganzen Halle zusammen und machten die lnstrumente zur Verwendung fertig. Schnell arbeitend mussten davon dreißig in der Nacht und dreißig am Tag gemacht werden; wenn es uns nicht gelang die Quote von dreißig zu erreichen, konnten wir bestraft werden.“

– Bianca Paganini, * 1922, Italienerin; Siemens: November 1944 – April 1945, Halle 21