Mit der „Fertigungsstelle Ravensbrück“ der Siemens & Halske AG wurde in Zusammenarbeit mit der SS und dem Reichsluftfahrtministerium erstmals der Häftlingseinsatz in der Rüstungsproduktion in unmittelbarer Nähe eines Konzentrationslagers eingeführt. In der Produktion waren ausschließlich weibliche Gefangene beschäftigt. Ab dem 24. August 1942 mussten zunächst 50 Frauen in Präzisionsarbeit Spulen wickeln sowie Mikrofone, Telefone und elektrische Kleinteile herstellen. 1944 waren etwa 2400 Häftlinge sowie 80 zivile Arbeitskräfte eingesetzt. Ende 1944 ließ Siemens neben der Fertigungsstelle Wohnbaracken für die Zwangsarbeiter errichten.
„Siemens partizipierte aufgrund der großen Bedeutung der Elektrotechnik für die gesamte Industrie – und Kriegsproduktion bereits früh an der Rüstungskonjunktur des Dritten Reiches. Deshalb machte der Konzern früher als andere Bereiche der Industrie die Erfahrung des Arbeitskräftemangels. Ebenfalls sehr bald machte der Konzern Erfahrung mit Zwangsarbeit, wie die Siemens-Bauunion: So wurde bereits 1939 jüdische Zwangsarbeiter aus Gettos und Arbeitslagern in Osteuropa bei der Reparatur der Weichselbrücken beschäftigt. Bis Februar 1943 fand der Einsatz von deutsche Juden in den Fertigungsstätten in Berlin statt und schon im Sommer 1942 begannen Häftlingsfrauen des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück in der gleichnamigen „Fertigungsstätte“ mit der Herstellung von Spülen, Schaltern und Mikrofonen.
Der Anteil im Siemenskonzern beschäftigte Zwangsarbeiter – Juden, Fremdarbeitern, Kriegsgefangene und Konzentrationslagrehäftlingen – war beträchtlich, er wuchs bereits im Jahre 1943 auf 30% der Gesamtbelegschaft.“
– Rolf Schmolling; Zwangsarbeit bei Siemens, Magisterarbeit, Technische Universität Berlin; 4. November 1997