Sabotage

„Wir freuten uns, dass uns die Sabotage geglückt. Am Abend sangen und tanzten wir vor Freude, dass uns die Sabotage gelungen war.“

– Esther Bejerano, * 1924, Deutsche Jüdin; Siemens: ab Winter 1943/44, Halle 4

„Was wir bei Siemens machten an Sabotage habe ich immer so gesehen, dass wir jede Gelegenheit benutzten etwas zu zerstören, sei es Material (und insbesondere „knappes“ Material), sei es dem Arbeitsvorgang, sei es die Verwaltung.

[…] sie war die einzige „politische“ Arbeit, die wir in der obwaltenden Lage leisten konnten und war daher nützlich und notwendig.“

– Noen Beuzemaker, * unbekannt, Niederländerin; Siemens: ab Oktober 1942, Halle 2

„Es gibt unfreiwillige Sabotage, wenn man aus Unfähigkeit oder Unaufmerksamkeit ein Stück verwechselt, ein Werkzeug kaputt macht oder ein Gerät beschädigt. Die Deportierte, die an der Maschine arbeitet, wird ungeachtet der Schadensursache für verantwortlich erachtet und bestraft, manchmal auch durch Erhängen.

[…] Relativ häufig sind auch die vorsätzlichen Sabotageakte. Zum Beispiel nimmt Maria Montuoro […] sie versteht es perfekt, die Stücke kaputt zu machen. Sie arbeitet am berüchtigtsten Platz in Halle 8 und geht mit einer giftigen Säure um, dem „Tri“, trotzdem unternimmt sie nichts, um ausgewechselt zu werden oder an einen besseren Platz zu kommen, damit sie bloß an ihrer Stelle bleiben und speziell in der Nachtschicht systematisch bei ihren Kondensatoren sabotieren kann.

[…] Auch der Diebstahl eines Stücks Draht, eines Blatts Papier, eines Lappens wird als Sabotage angesehen, aber diese Art Sabotage begehen alle. Als Sabotage gilt auch jede Form von Solidarität unter Kameradinnen.

[…] Den Gefährtinnen auf Kosten der Produktion beim Überleben behilflich zu sein ist für das System schwerste Sabotage“.

– Lidia Beccia Rolfi, * 1925, Italienerin; Siemens: Oktober 1944 – April 1945, Halle 8

„Die Aufseherin war schon bereit, zuzuschlagen, aber ich verwies auf die Kiste und Gott sei dank hatten die Anker dieser Kiste auch die Kratzer der anderen Kiste gehabt. Die Gefahr war vorüber, ich bekam keine Strafe. Es war ein Sabotageakt, aber ich weiß nicht, ob er in Berlin, von wo die Anker kamen, oder bei uns stattgefunden hat“.

– Lisa Kammerstätter, * 1906, Österreicherin; Siemens: etwa ab November 1942, Halle 3, zweite Halle unbekannt

„Da in dieser Halle 42 Sloweninnen arbeiteten, manchmal mehr und manchmal weniger, war besonders unser Anteil an der Sabotage sehr groß. Obwohl wir auch hier, wie überall, Häftlinge aus verschiedenen Nationalitäten waren, gab es zwischen uns keine Verräterinnen“.

– Mara Pavletic, * unbekannt, Slowenin; Arbeitsbeginn bei Siemens unbekannt, Halle 8