Existenzbedingungen

Allgemeine Bedingungen

Die allgemeinen Lebensbedingungen im KZ Lager waren menschenunwürdig.

Die durch die SS straff organisierten Tagesabläufe und Arbeitseinsätze, sowie die schlechte Grundversorgung verursachte, dass viele von ihnen einem täglichen Überlebenskampf ausgesetzt waren.

Oft bestimmten die Art der Zwangsarbeit und die Zeit, in der die Häftlinge inhaftiert waren, die Überlebenschancen.

In den Jahren ab 1943 verschlechterten sich die Haftbedingungen, im Vergleich zu den Anfängen, noch einmal deutlich. Grund hierfür war die deutliche Überbelegung des Lagers gegen Ende des Krieges. Waren 1940 ca. 3.000 Gefangen inhaftiert, waren es 1945 bis zu 10mal so viele. In den letzten 4 Monaten vor Kriegsende kamen mehr Häftlinge um als in den Jahren zuvor.

Der Tag begann um 3.30 Uhr, danach hatten die Frauen eine Stunde Zeit um sich zu waschen, bevor sie teilweise stundenlang, bei jedem Wetter Appell stehen mussten.

Aufgrund der Überbelegung war es ein täglicher Kampf zwischen den Insassen um Wasch- und Latrinenplätze, sowie um die tägliche Ration Brot.

Diese Ration Brot wurde 1944 auf 200g pro Person reduziert, im Winter 1944/45 bestanden die Mahlzeiten nur noch aus 100g Brot täglich und zum Mittag eine stark verdünnte Suppe aus Gemüseresten.

Neben dem Nahrungsmittelmangel gab es für die Frauen des KZs auch einen Mangel an Bekleidung. Oftmals bekamen sie nur unzureichende und zerrissene Kleidung. Schuhe gab es ab 1943 nur im Winter. So mussten die Häftlinge im Sommer barfuß zu ihren Arbeitseinsätzen und über die heiße, scharfkantige Schlacke innerhalb des Lagers laufen. Nachdem die Frauen, den meist Stunden dauernden Zählappell überstanden hatten, wurden sie Arbeitskommandos zugeteilt, wo sie teilweise im Freien, schwere körperliche Arbeit vollbringen mussten. Sie mussten dann meist zum Ort des Arbeitseinsatzes marschieren. In den Mittagspausen wurden sie gezwungen, zurück in das Hauptlager zu marschieren, wo die Zeit oft zu knapp war, um die Wassersuppe zu sich zu nehmen. Insgesamt gab es 8-12stündige Arbeitstage, welche am Ende mit nochmaligem Appell stehen beendet wurden.

Bei den Märschen zum Arbeitsort wurden die Häftlinge von den Aufseherinnen und sogenannten Hundeführern bewacht. Bei den kleinsten Unzulänglichkeiten der Frauen wurden diese durch die Aufseherinnen meist schwer bestraft.

Es gab verschiedene Aufgabenbereiche, in denen die Insassen aufgeteilt wurden.

Zum einen gab es die von Fremdfirmen geführten Produktionsstätten, so z.B. den Siemens Betrieb und etliche Außenlager

Es gab jedoch auch Arbeiten für das Konzentrationslager selbst. So bestand eine Unterteilung der verschiedenen Arbeitsbereiche, wo die Insassen meist fest zugeordnet waren.

  • Hauswirtschaftsdienst (Latrinendienst, Küchenvorbereitungen)
  • Landwirtschaft und Gartenbau
  • Transport und Verladearbeiten
  • Reparaturarbeiten (Möbel etc. im gesamten Lager)
  • Zwangsarbeiten für SS-Angehörige (Hausmädchen der Offiziere, Küchendienst)
  • Verfügbarendienst (Häftlinge wurde je nach Bedarf den Arbeitsdiensten zugeordnet)
  • Bauarbeiten (schwerster Dienst z.B. Straßenarbeiten, Lagererweiterungen, etc.)

Soziale Beziehungen zwischen den Häftlingen

In Folge der katastrophalen Haftbedingungen für die Insassen und durch die unterschiedlichen politischen, religiösen und kulturellen Hintergründe jedes Einzelnen, gab es zwischen den Häftlingen schwerwiegende Konflikte. Aber eben auch Freundschaft und Liebe haben existiert und mit Sicherheit vielen Insassen die Zeit überstehen lassen.

So schreibt Yvonne Useldinger am 8. März 1945 über die Situation zwischen den Mithäftlingen:

„Eckel – Hass, daneben Achtung – Sympathie, sind die ewigen Begleiter in diesem Menschenknäuel“

Besonders um knapp Bemessenes, wie Lebensmittel und Kleidung, gab es zum Teil heftige Konflikte. Dieses Konfliktpotential wurde durch die SS gezielt geschürt, indem man unterschiedlichen Gruppen im KZ Privilegien einräumte.

Dagegen stehen jedoch viele Erzählungen und Überlieferungen, dass die Freundschaften zwischen einzelnen Häftlingen sowie die Bildung von sogenannten Lagerfamilien eine entscheidende Bedeutung hatte, um den Lageralltag zu überstehen. So versuchte man sich innerhalb der Gruppe gegenseitig mit dem Nötigsten zu unterstützen und sich, so gut es ging, vor den Schikanen der SS zu bewahren.

Viele Häftlinge berichteten auch davon, dass ihnen der Gedanke an ihre Familie geholfen habe, diesen Schrecken zu überstehen.

So schreibt Sonja Prins 1943 im KZ folgendes Gedicht:

„An unsere Kinder
Wir werden ihre Gesichter wiederfinden,
ihre sanften Wangen streicheln und
ihre vielen ernsten und unbesonnenen Fragen beantworten.
Wir wissen, dass sie warten.
Dies lässt uns durchhalten
und das schwere Joch der Sklaven tragen.“

Neben diesen zwischenmenschlichen Beziehungen, die den Häftlingen halfen, gab es für viele auch die Religion. Die Religionsvielfalt im Lager erstreckte sich von Christen, über Juden bis hin zu Muslimen. So spendeten einzeln oder gemeinsam abgehaltene Bibelstunden, Andachten und Gottesdienste Trost und Hoffnung.

Dass diese religiösen Aktivitäten im KZ durch die SS untersagt waren, zeigt, dass die Insassen im Geheimen aktiv wurden um sich selbst zu helfen. So gab es zum Beispiel im Lager auch Unterricht für die jüngeren Häftlinge. Dort wurden abends Sprachen und politische Themen in den Schlafsälen gelehrt.

Auch andere Formen des Widerstandes konnte man im KZ Ravensbrück finden. So wurde zum Teil die Produktion sabotiert. Man schneiderte zum Beispiel fehlerhafte Kleidung oder zerstörte Bauteile und Maschinen in der Produktion. Diese Aktionen erforderten sehr viel Courage und wurden teilweise mit schweren Strafen geahndet, bis hin zum Tod.